Blue, Brown und Green?
Vielleicht habt ihr die Begriffe schon häufiger gehört und euch gefragt, was sie eigentlichen bedeuten - Blue, Brown und Green Carbon. Was ist das und wie könnte es gegen den fortschreitenden Klimawandel helfen?
Der Begriff Blue Carbon oder blauer Kohlenstoff bezeichnet Kohlendioxid, der in verschiedenen Ökosystemen der Meere gespeichert ist. Darüber hinaus wird CO2, das beispielsweise durch Verbrennung in die Atmosphäre gelangt als Brown Carbon bezeichnet. Zu Green Carbon zählt Kohlenstoff, der in Wäldern im Boden gespeichert und gelagert wird. Dies geschieht größtenteils in tropischen Wäldern. Wie auch immer, etwa 50% des Kohlenstoffes, der aus der Atmosphäre auf natürliche Weise gebunden wird, wird in den Meeren gelagert.
Blue – eine Chance?
Ein großer Teil des gebundenen CO2 findet man in Form von Biomasse und Sedimenten in Mangrovenwäldern, Salzwiesen und Seegraswiesen. Dabei sind die Hauptökosysteme Mangroven, Seegras und Makroalgen, welche CO2 aus der Atmosphäre im Boden „vergraben“ und ansammeln können. Diese marinen Ökosysteme sind bei der Absorption und langfristigen Speicherung von Kohlenstoff bis zu 10x effizienter als Ökosysteme auf Landflächen. Blue Carbon ist an allen Kontinenten, außer der Antarktis, aufzufinden und ist ein enorm wichtiger und langfristiger Speicher von CO2. Die Küstenökosysteme verfügen über weitere Vorteile, die für die Anpassung an den Klimawandel entlang der Küsten weltweit von wesentlicher Bedeutung sein können. Die blue carbon initiative nennt den Schutz vor Stürmen und dem Anstieg des Meeresspiegels, die Verhinderung der Küstenerosion, die Regulierung der Küstenwasserqualität, die Bereitstellung von Lebensraum für wirtschaftlich wichtige Fischereien und gefährdete Meeresspezies sowie die Ernährungssicherheit für viele Küstengemeinden.
Wertschätzen und schützen!
Die Rolle dieser Ökosysteme nimmt eine tragende Rolle im Kampf in der Klimakrise ein. 20-30% der gesamten Emissionen entstehen durch Verluste von CO2 Speichern in Wäldern und Ozeanen. Trotz dieser Erkenntnisse gehören marine Ökosysteme mit Blue Carbon an den Küsten zu den am stärksten bedrohten Ökosystemen der Erde. Schätzungen zufolge werden jedes Jahr 340.000 bis 980.000 Hektar zerstört und somit jährlich bis zu 1,02 Milliarden Tonnen gespeichertes Kohlendioxid in die Atmosphäre freigesetzt. Die blue carbon initiative führt aus, dass in den nächsten 100 Jahren weitere 30–40% der Gezeitensümpfe und Seegräser sowie fast alle bisher ungeschützten Mangroven verloren gehen könnten, wenn diese Ökosysteme nicht aktiv geschützt werden.
Der Rückgang dieser Ökosysteme kann u. a. auf die Landwirtschaft und marine Verschmutzungsquellen zurückgeführt werden. Mittlerweile wurden allerdings zahlreiche Strategien und Instrumente zur Erhaltung und Wiederherstellung der marinen Ökosysteme angestrebt und durchgeführt. Die Problematik wurde teilweise erkannt und Lösungen werden angestrebt, um die wichtigen Ökosysteme mit gespeichertem Kohlenstoff zu erhalten und somit auch die Auswirkungen des Klimawandels zu reduzieren. Die natürlichen Ökosysteme, die CO2 sehr gut binden und lagern können, müssen identifiziert und aktiv geschützt werden.
Die Prozesse, die den Kohlenstoff durch die Funktionen der marinen Ökosysteme in Meeres- und Küstengebieten zu binden, stellen eine vielversprechende Chance dar, Treibhausgase langfristig zu binden. Der Erhalt und die Steigerung der Fähigkeit, CO2 aufzunehmen und zu speichern ist ein entscheidender Aspekt und eine effektive Lösung zur Abschwächung des menschengemachten Klimawandels. Maßnahmen in diesem Bereich lassen sich unter der “Blue Carbon Strategy” zusammenfassen und bilden einen wichtigen Beitrag zur Reduktion des ausgestoßenen CO2.
https://www.thebluecarboninitiative.org/about-blue-carbon
https://www.ardaudiothek.de/forschung-aktuell/blauer-kohlenstoff-marines-leben-speichert-kohlenstoff-in-der-antarktis/82605560
http://life-bluenatura.eu/en/blue-carbon/
Christian Nellemann (Editor in Chief) et al. Blue Carbon. The role of healthy oceans in binding carbon. A rapid response Assessment. 2009 Norway.